Route Bysser Chronik

(vom 19. Oktober 1985 bis 19. Oktober 2017)

Nach der Fasnacht 1985 gaben Hugo Rudin, Gerd Oberle und Felix Schultheiss den Austritt bei den Trotzkepf-Waggis.
Am 19. Oktober 1985 gründeten die drei ehemaligen Trotzkepf-Waggis zusammen mit Ruedi Rotzler, Werner Scheidegger und Jürg Zutter im Restaurant Spalenbrunnen die D’Route-Bysser-Waggis. Mehr als 30 Jahre später ist Hugo Rudin, einer der damaligen Gründer, immer noch mit Leib und Seele aktiv auf dem Wagen dabei mit den Erinnerungen als wäre es gestern gewesen.

Unser Name D‘Route-Bysser-Waggis kommt daher, dass das Comité im Jahr 1986, also an unserer ersten Fasnacht ein neues Routenkonzept für den Cortège realisierte. Wir wollten als frischgebackene Wagenclique die Fasnacht selber ausspielen was uns auch in den folgenden Jahren öfters gelang. An unserer ersten Fasnacht 1986 lautete unser Sujet: „D‘Route-Bysser-Waggis bysse sich zum erschte Mool durs neue Routekonzäpt vom Comité“.

Das Dringendste, was man als Wägeler braucht, sind natürlich ein Wagen, ein Traktor und ein Wagenbauplatz. Auf der Suche danach fragten wir uns von Bauer zu Bauer und landeten durch Zufall in Schönenbuch, wo wir mit Martin Bubendorf fündig wurden.
Während 10 Jahren bauten acht (einmal nur sechs) aktive RBW in der Scheune unseres Bauern unsere Wagen. Damit der Wagen übers Jahr als landwirtschaftlicher Anhänger wieder genutzt werden konnte, mussten wir diesen nach der Fasnacht abbauen.
Nach 10 Jahren in Schönenbuch bauten wir unseren Wagen mit stets 10 „D‘Route-Bysser-Waggis“ für weitere 10 Jahre in der damaligen Werkstatt meiner „Spengler- und Sanitärbude“ am Hegenheimermattweg in Allschwil. Anschliessend und mit eigenem Wagen, den wir nicht mehr abbauen mussten, haben wir den Wagenbau bei idealen Bedingungen bis heute 2017 in der Werkstatt der Gebrüder Meyer Zaunfabrik und Schlosserei in Münchenstein durchgeführt.
Wegen meines Traditionsbewusstseins sagte man mir oft, dass ich meine Clique wie ein Offizier – was ich übrigens auch war – als erster Obmann während 25 Jahren durch die Fasnacht führte. Gleichzeitig war ich von 2000 bis 2006 der „oberste Waggis Basels“, als Obmaa der Wagen-IG.

2011 wählten wir unseren neuen Obmaa Stephan Fluri. Ich selber wurde zum Ehreobmaa ernannt und blieb immer noch aktiv „meiner“ Clique treu.
2013 übernahm ad interim unser Vizeobmaa Ruedi Rotzler (ein Gründungsmitglied).
2015 wählten wir Toni Bellwald zum amtierenden Obmaa.

Wir „D‘Route-Bysser-Waggis“ achteten darauf, dass wir jedes Jahr mit neuem Kostüm und neuer Larve an der Fasnacht teilnahmen. Der berühmte Fredy Öttli machte unsere Larven ungefähr während der ersten 15 Jahre, danach war über 10 Jahre lang Ruedi Rotzler unser Larvenbauer. Jahrelang bemalte Martin Degen, der von Beruf Fotoretoucheur war, für uns den Fasnachtswagen, seither machen wir es selber oder engagieren einen Sprayer. Unsere Zoggeli bezogen wir lange bei einer alten Manufaktur in Oltingue im Elsass. Schneiderinnen, die für uns die Kostüme nähten, hatten wir einige. Seit 2013 ist Petra Guldimann unsere aktuelle Kostümschneiderin. Unser Zettelschreiber war jahrzehntelang Marc-André Perrin, fast von Beginn an bis ins Jahr 2016. Unser neues Aktivmitglied Daniel Thiriet übernahm spontan diese Aufgabe.

In den Anfangszeiten organisierten wir neben den Bummeln auch verschiedene andere Veranstaltungen während des Jahres wie Wanderungen, Schlittelausflüge, Fischen im Elsass oder eine Führung im Affenhaus des Zolli. Wir führten Lottomatche durch mit Unterhaltung der Ländlerkapelle Oberalp. Bei all unseren Aktivitäten taten wir etwas Geld zur Seite sodass wir etwa alle fünf Jahre gemeinsam weggehen konnten, beispielsweise für ein Wochenende nach Amsterdam oder für je eine Woche Ferien in Tunesien und in der Türkei. Als Gast machten wir vier Jahre lang auch in Bassecourt Fasnacht, am „Carnaval du jura“, der grössten Fasnacht im Kanton Jura. Der Cortège führt zweimal durchs Dorf, die Leute zahlen dort sogar Eintritt, wenn sie zusehen wollen. Das Ganze endet in einem grossen Festsaal. Für unseren Gastauftritt bekamen wir am Schluss eine Gage.

Ein weiterer Gastauftritt war für uns der Karneval in Ingelheim.
An der Fasnacht 1992 waren wir zum ersten Mal keine Waggis, sondern hatten eine Sujetlarve: Wir traten als Jean Tinguely auf, der ein halbes Jahr zuvor verstorben war. Das Sujet, das wir 1993 hatten, war der Architekten-Schlappen Christoph Merian (neues Personenschiff der Baslerflotte). Dies war das aufwändigste von allen, denn wir bauten ein ganzes Schiff auf Rädern nach. Es war aber auch unser Highlight des Wagenbaus.

Zu Beginn waren wir im Prinzip eine Familienclique, alle ungefähr im selben Alter. Wir standen an diversen Hochzeiten unserer Mitglieder Spalier. Für unsere Kinder bauten wir einen „Kinderfasnachtswagen“, mit dem wir bis heute am Dienstag-Nachmittag (Kinderfasnacht) aktiv teilnehmen. Dies haben wir so beibehalten, und heute sind es bereits unsere Grosskinder, die auf unserem Kinderwagen mitfahren.

An der kommenden Fasnacht im 2018 haben wir 6 junge „Route-Bysser“ und 5 alte „Route-Bysser“ auf dem Wagen.
In meiner über dreissigjährigen Zeit als „Route-Bysser“ haben wir immer darauf geachtet, dass wir auch junge Aktive für unsere Clique begeistern konnten. Mir lag immer viel daran, dass meine Clique (mein viertes Kind) mit der nächsten Generation weiterbesteht.

November 2017 Ehreobmaa HUGO RUDIN